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  1. Eiter (lat. pus; pyogen = eiterbildend) ist eine entzündliche Körperflüssigkeit, die aus so genannten „Eiterkörperchen“ (neutrophilen, polymorphkernigen Leukozyten), eingeschmolzenem Gewebe und wenig Serum besteht. In der Medizin des 19. Jahrhunderts gab es den Begriff des pus bonum et laudabile, des guten und lobenswerten Eiters. Gemeint war hier der rahmig-gelbe Staphylokokken-Eiter, ohne den eine Wundheilung damals nicht stattfand.

    Pathogenese: Die Einschmelzung des Gewebes erfolgt dabei durch Einwirkung von proteolytischen Enzymen, die von den Leukozyten oder – im Fall einer infektiösen Ursache – von den pyogenen Erregern gebildet werden.

    Eiter hat eine unterschiedliche Viskosität (von dünnflüssig bis dick) und unterschiedliche Farben (von blassgelb bis grün und – im Falle von Pseudomonas-Infektionen – blaugrün). Auch der Geruch hängt von der beteiligten Bakterienart ab; bei Infektionen mit E.coli beispielsweise riecht der Eiter nach Fäkalien.
    Nahezu immer sollte angestrebt werden, eine Eiteransammlung zu entlasten, so dass das Sekret abfließen kann. „Ubi pus, ibi evacua“ – „Wo Eiter ist, dort entleere ihn“ – dieser Leitsatz hat v.a. im Kiefer- und Gesichtsbereich eine besondere Bedeutung, wo durch die Verbindung der dortigen Venen mit jenen des Gehirns die Gefahr einer Hirnvenenthrombose (Sinus-cavernosus-Thrombose) droht; siehe Furunkel.

    Neben den üblichen Verfahren der septischen Chirurgie – Spalten eines Abszesses, Einlegen einfacher Drainagen – verwendet man sogar Spül-Saug-Drainagen, um eine Wundhöhle zu reinigen. Beim vereiterten Knochen (Osteomyelitis) wurden sogar Ketten aus nicht resorbierbaren Gentamicin-haltigen Kunststoffperlen in die Höhlung gebracht, die man zu einem späteren Zeitpunkt wieder ziehen musste.

    Die Anwendung von Antibiotika beim fortgeschrittenen Furunkel oder bei einem Abszess im Muskel- oder Fettgewebe, der durch einen Granulationswall vom Körper abgeschottet ist, hat meistens keinen heilenden Effekt und wird als nutzlos angesehen. Das Medikament dringt gar nicht in die Eiterung ein. Bei anderen Eiterungen hingegen, wie Phlegmonen, Empyemen und anderen ist die Situation anders; hier fürchtet man die septischen Begleiterscheinungen. Bei multiplen kleinen Leberabszessen ist die alleinige Langzeitgabe von wirksamen Antibiotika einer Operation sogar vorzuziehen, weil so in vielen Fällen Heilung beobachtet wurde. Bei der Anwendung ist zwischen lokaler Applizierung, z. B. als Pulver oder Salbe, und systemischer Gabe der Antibiotika zu unterscheiden. Mit systemischer Gabe ist die Aufnahme in den Blutkreislauf über den Magen-Darm-Trakt oder die Infusion gemeint. Das Medikament wirkt danach überall im Körper, auch im Bereich der Wunde.

    Pyogene Keime können wie alle Erreger eine Antibiotikum-Resistenz entwickeln und diese an andere Keime weitergeben. Durch Konzentration von Kranken (Keimbelastung) einerseits und die oft zu großzügige und ungezielte Antibiose (Entwicklung von Resistenz ohne vorherige Keimtestung) im Krankenhaus fürchtet man hier die Selektion hauseigener multiresistenter Problemkeime, die resistent gegen fast alle verfügbaren Antibiotika sind. Man spricht dabei vom „infektiösen Hospitalismus“. Die allgemeine Strategie seiner Bekämpfung ist simpel, aber verständlicherweise nicht immer erfolgreich: Beispielhafte Hygiene und sparsame, sinnvolle (nur indizierte) und laufend bezüglich der Effektivität überprüfte Antibiotikaverordnung.

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